Rot: Bildschirmmodus. Ändern durch Click
I3opt.
I3opt.

Aktualisiert: 01.01.2022

 Die geplante I3opt. (mit Punkt, Abkürzung für optional) ist ein  Straßen- und Tunnelstück, das den aus Süden kommenden Verkehr beim Bahnhof von der Horber Straße abzweigt und am Reinhold-Schick-Platz vorbei in die Nagolder Straße einleitet. Laut Verwaltung hat das zwei Gründe: die Entlastung des Schick-Platzes verringert die Trennwirkung zwischen Bahnhof und Altstadt, und die letzten 150 Meter der Horber Straße vor dem Schick-Platz werden zur Fußgängerzone.

Für die Kosten liegen uns differierende Schätzungen vor. Im Ratsinformationssysten finden wir 14 Millionen Euro. Im Haushalt 2020 sind 22 Millionen angegeben. Die genaue Aufschlüsselung der Zahlen versuchen wir noch in Erfahrung zu bringen. Der mit Abstand teuerste Teil ist die Untertunnelung der Bahnstrecke.
In "Drees & Sommer, Fahrplan Innenstadtentwicklung Herrenberg" vom 07.03.2017 ist ein Betrag von 20 164 900 Euro angegeben. Das Dokument findet sich im Ratsinformationssystem unter der TA-Sitzung am 14.03.2017.

Der Baubeginn ist frühestens 2026. Bauzeit 1,5 - 2 Jahre. Aufgrund des Tunnelbaus müssen Gäubahn und S-Bahn vorraussichtlich einige Tage oder Wochen (?) unterbrochen werden.

Durch Corona wächst die Verschuldung des Kernhaushaltes rasant. Die I3opt. wird trotzdem mit einem symbolischen Betrag für die Planung in den Haushalt 2022 und Folgende eingebracht.

Bildquelle: Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft Verkehrsvarianten zur Entlastung der Innenstadt, weiterführende Untersuchungen, Folien Stand 26.03.2015. Rote Ergänzungen vom Webmaster.

 

Historie in Kurzform

Im Jahr 2015 formulierte die Dr. Brenner Ingenieurgesellschaft mehrere Verkehrsvarianten zur Entlastung der Innenstadt. Ergebnis:
Finanzierbar und ein guter Kompromiss wäre die Kombination I3 Bahndurchstich + I5 Bahntangente mit ca 24 Millionen. Die übrigen Varianten liegen zwischen 55 und 119 Millionen, also jenseits pekuniärer Vorstellungen. Die I3 Bahndurchstich macht die letzten 150 Meter der Horber Straße vor dem Reinhold-Schick-Platz autofrei, die I5 Bahntangente entlastet die Seestraße. 

Die I5 Bahntangente ist ein Straßenneubau parallel zur Bahntrasse von der Nagolder Straße nach Norden zur Zeppelinstraße. Letztendlich wurde sie verworfen, weil sie das sensible Gebiet Sportgelände und Jugendhaus stark beeinträchtigt. Zur Entlastung der Seestraße wird stattdessen der Durchgangsverkehr nach Norden über die Mühlstraße und Zeppelinstraße ausgeschildert.

Die I3 Bahndurchstich wurde in I3opt. (wie optional, nicht optimal) umbenannt mit geschätzten Baukosten von 15 Millionen. Der Gemeinderat beschloss damals die weitere Planung der I3opt. fast einmütig (5 Enthaltungen).
 

Stillstand bei der Planung

Die hohe Investition von 15 Millionen, die technisch sehr schwierige Untertunnelung der Bahntrasse und die Fraglichkeit von finanziellen Zuschüssen hatten zur Folge, dass der Bau der I3opt. bis heute nicht fest beschlossen ist. Man beginnt jetzt erst mit der Feinplanung und den Verhandlungen mit der Bahn bezüglich der Untertunnelung - die Gründe für die doch sehr lange Verzögerung sind uns im Einzelnen nicht bekannt.
 

Trotzdem Sicherheit für Investoren

Um Investoren auf dem "Alten StaBi"-Gelände (heute Marquardt's) und auf dem BayWa-Gelände Sicherheit zu bieten, wurde seit 2015 auf allen Plänen die Fläche für die I3opt. als nicht bebaubar festgelegt. Die Investoren müssen für den Lärmschutz ihrer Gebäudefassaden entlang der I3opt. sorgen.

Von daher ist der Bau der I3opt. seit 2015 quasi festgezurrt.
 

Kritik aus der Bürgerschaft

Von Anfang an wurde die I3opt. von vielen Bürger*innen kritisch begleitet. Die verkehrliche Entlastung der Innenstadt ist in Wirklichkeit eine Verkehrsverlagerung in andere Stadtteile. Die Klimaschutzwirkung ist negativ durch den Flächenverbrauch und die CO2-Emissionen der Tiefbaumaßnahmen. Die Entlastung des Schick-Platzes ist gering. Die Kernstadt wird 1,5 - 2 Jahre lang durch eine sehr große Baustelle belastet.

 

Das Projekt bekommt einen anderen Focus

Seit kurzem wird die I3opt. offiziell als rein städtebauliche Maßnahme geführt, nicht mehr als verkehrsreduzierende Maßnahme. Begründung:
Die I3opt. hat keine Auswirkung auf den Gesamt-MIV in der Kernstadt. Die Entlastung der Seestraße wird mit Belastung der Mühl- und Zeppelinstraße erkauft. Die Entlastung des Schick-Platzes besteht aus dem Wegfall der Zuführung von Süden (Horber Straße). Summa summarum bleibt die neue Fußgängerzone zwischen Bahnhof und Schickplatz als "Hauptgewinn" übrig. Im einzelnen:

- Eine wichtige Wegebeziehung des nichtmotorisierten Individualverkehres in Herrenberg, vom Bahnhof in die Altstadt, kann attraktiv gestaltet werden.
- Die oberirdische Querung des Schickplatzes ist kein bedeutendes Hindernis mehr.
- Das schnelle Einfahren in die Seestraße wird erschwert. Das ist wesentlich für die bauliche Entwicklung der Seestraße vor dem Seeländer-Einkaufszentrum.
- Das bekannte negative Aushängeschild Herrenbergs, der Reinhold-Schick-Platz und sein Drumherum, kann im positiven Sinn verändert werden.
- Attraktive Wegebeziehungen und eine hohe Aufenthaltsqualität für Fußgänger und Radfahrer sind ein gutes Zugmittel, um die erforderliche Verkehrswende zu gestalten.
 

Die I3opt. im Finanzhaushalt

Im Haushalt 2020 ist die I3opt. mit 22 Millionen Euro Gesamtinvestition aufgeführt. Im Investitionsplan ist die I3opt. mit jährlich 500 000 Euro ab 2023 vorgesehen.

Am 23. Februar 2021, während des zweiten Corona-Lockdowns, kam es im Zug des Haushaltes 2021 zu einer erneuten Abstimmung über die I3opt. : 20 Stimmen dafür, 10 dagegen. Die hohen Kosten für 150 Meter Fußgängerzone machten nachdenklich. (pro Meter 130 000 Euro!). Im Haushalt 2022 und folgende ist die I3opt. mit einem symbolischen jährlichen Betrag von 50 000 Euro für die Planung eingebracht.

Viele offene Fragen

Völlig unklar ist der tatsächliche Finanzierungsbedarf der I3opt. Bisher liegen nur Schätzungen aus Erfahrungswerten ähnlicher Bauwerke vor. Man hofft auf Zuschüsse von Land und Bund.

Zum Realisierungszeitplan liegt seitens der Bahn nur eine unverbindliche Aussage vor: Es spricht zur Zeit nichts dagegen, dass die Bahnuntertunnelung bis Ende 2026 fertiggestellt werden kann.

Dazu eine Aussage aus dem Gemeinderat: "Gestern haben wir im Rat erfahren, dass die Durchstiche nur zu einer kurzzeitigen Unterbrechung des Bahnverkehrs führen sollen - für die kleinen Durchstiche und Ergänzungen 52 Stunden, üblicherweise von Freitagabend bis Montagfrüh. Das I3opt.- Unterführungsbauwerk wird neben der Bahnstrecke erstellt werden und dann in einer maximal 10 tägigen Sperrung der Strecke mittels Verschieben eingebaut. Die kleinen Maßnahmen fallen dann günstige Weise mit der großen zusammen."

Der Anschluss der I3opt. an die Nagolder Straße hat eine komplette Umstrukturierung der Verkehrssteuerung rings um den Schick-Platz zur Folge (Ampeln, Fahrbahnmarkierungen). Hinzu kommen Tiefbaumaßnahmen auf der Nagolder Straße an der Anschlussstelle.

Ökologische Ausgleichsmaßnahmen aufgrund der Versiegelung von circa 3000 qm (ein halbes Fußballfeld) müssen noch definiert werden.

Für die zukünftige Führung des Busverkehrs sind uns keine Pläne bekannt. Busspuren in direktem Zusammenhang mit der I3opt. sind nicht vorgesehen (?)
 

Fußgänger*innen und Radler*innen sind enttäuscht

Die I3opt., als Bypass zur autofreien Horber Straße massiv verkehrsbelastet, durchschneidet das bisher zusammenhängende Gebiet zwischen Bahnhof und Schick-Platz. Für Fuß und Rad bildet sie eine Barriere zwischen Bahnhof und neuer Fußgängerzone. Die vorgesehene Mittelinsel als Querungshilfe und schmale kombinierte Fuß-Radwege beiderseitig der I3opt. wirken wie "hoppla, Radler gibt es ja auch noch". (man begehe vergleichsweise die Mittelinsel auf der Mühlstraße bei der Schwarzwaldsiedlung in der Rush Hour). Wie und ob überhaupt Radwege entlang der Nagolder Straße künftig verlaufen sollen, ist auch unklar. Die größte Schwachstelle für Radler, die Unterquerung der Bahnbrücke über die Nagolder Straße kurz vor dem Schick-Platz, besteht weiterhin.

Bisher ist eine durchgängige schnelle Verbindung, zumindest für den Fußverkehr, vom Bahnhof zur Altstadt vorhanden: durch die Fußgänger-Unterführung unter dem Schick-Platz. Künftig muss man die I3opt. UND den Schick-Platz überqueren; die Unterführung soll dichtgemacht werden. Die einzige Verbesserung ist die erleichterte oberirdische Querung des Schick-Platzes aufgrund der verkehrlichen Entlastung:


Hellblau: Bestehende oberirdische Querung des Schick-Platzes.
Dunkelblau: Bestehende Unterführung unter dem Schick-Platz.

Rot durchgezogen: Zukünftige Fuß-Rad-Querungen der I3opt. und des Schick-Platzes.
Rot gepunktet: Wichtige in Zukunft benötigte Querungen. Es gibt noch keine Pläne für die Realisierung (Zebra, Ampel).

Violett gepunktet: Der schmale Fußweg "Radfahrer frei" ist die größte Schwachstelle für den Radverkehr von Westen! Der zukünftige Durchstich beim Seeländer-Areal bringt eine gewisse Verbesserung, dringend ist aber eine schnelle geschützte Fahrrad-Verbindung von Westen in die Kernstadt und ein Anschluss an die Radstreifen auf der Hindenburgstraße.

Rosa: Vermutliche Fuß-Radwege entlang der I3opt. und die neue Fußgängerzone.

 


 

Hier zeigen wir den Flächenverbrauch durch die I3opt:


In "Dreees und Sommer: Fahrplan Innenstadtentwicklung Herrenberg, 07.03.2017" ist angegeben:
Neubau Verkehrsstraße I3opt. 13 217 qm. Das ist vermutlich die gesamte Fläche, die per Tiefbau neu- bzw. umgestaltet wird. Die oben eingezeichnete Fläche ist nur der Bereich, der für Grünland und Hochbau genutzt werden könnte.  Interessant wäre der finanzielle Verlust durch verlorengegangene Baugrundstücke.


 

Dieses Bild (Quelle: unbekannt) zeigt den Zustand vor etwa 10 Jahren. Die Fläche zwischen Busbahnhof und Schick-Platz (gelbe Pfeile) könnte man sich als parkähnliche Zone vorstellen. Fußgänger*innen und Radfahrer*innen hätten eine wunderschöne Verbindung in die Altstadt. Nur der Schick-Platz bietet die bekannte "Barriere":


Am Rande: Wenn man den linken Pfeil in Gegenrichtung verlängert, stößt man auf die ehemalige Baum-Allee entlang der Seestraße. Sie fiel großteils der "Neugestaltung des Seelesplatzes" zum Opfer. Grund: sie versperrt den Blick auf die Altstadt vom Seeländer-Gelände aus (zum Artikel).


 

Die I3opt. soll den Schickplatz laut Büro brennerBernhard um 30% entlasten. Wir stellen zur Verdeutlichung die alten und neuen Verkehrsströme über den Schickplatz nebeneinander. Interessant: von12 möglichen Verbindungen entfallen 2, das wären 16% weniger KFZ über den Schick-Platz. Was stimmt nun?


 

Computer-Animationen
(Quelle: Drucksache Nr. 2020-161 vom 01.10.2020 "Vier Machbarkeitsstudien zu Bahnunterführungen")

Die zukünftige Fußgängerzone befindet sich zwischen den roten Pfeilen.

 


 

Um 150 Meter Straße in einem architektonisch unbedeutenden Gebäude-Ensemble zur Fußgängerzone auszubauen, sollen 22 Millionen Euro investiert werden. 

Zur  Illustrierung der "Nachkriegs-Würfelarchitektur" der Horber Straße: Bildergalerie. Wir starten aus Richtung Bahnhof am Beginn der zukünftigen Fußgängerzone, überqueren den Schick-Platz und laufen ein Stück zurück.


Hinweis: Auf dem Gebiet "Alte Stadtbibliothek" bzw. "Marquard's" ist ein Parkhaus geplant; die Zufahrt ist bei den Überlegungen zur I3opt. zu berücksichtigen. Am Rande: Dieses Parkhaus wäre geeignet, um die für einen "autofreien Unteren Graben" wegfallenden Parkplätze aufzunehmen.


Zugrunde liegt eine Karikatur von Horst Haitzinger, erschienen circa 1990 im Gäubote



Site Map     Impressum    Datenschutz

Powered by ProcessWire Open Source CMS/CMF