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Kein Radweg nach Sulz

(25.03.2022) Sanierung der Landesstraße L 1358 Kuppingen - Sulz am Eck: kein Fahrradweg geplant.
Land ist zu geizig für Radwegebau entlang sanierter Straße.

Die L 1358 im Jahr 2020: kurvig, eng, marode, überschwemmungsgefährdet. Seit vielen Jahren drängt man auf eine Sanierung. (Bildquelle: Schwarzwälder Bote 02.05.2021, Aufnahme aus dem Archiv)

 

Inzwischen: Die Straße ist verbreitert und von Grund auf saniert. Für den Bau eines parallelen Radweges fehlte das Geld.

 

Ein kurviger und bergiger Radweg über vorhandene Wirtschaftswege zwischen Kuppingen und Sulz ist schon mal angedacht. Diese Variante fand sich kürzlich im Kuppinger TSV-Blättle 2022.

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Wir stehen kurz hinter Kuppingen und schauen in Richtung Sulz. Man betrachte die Schotterungen und Abgrabungen. Radwege links und rechts hätten locker hingepasst.

 

1 km vor Sulz. Gigantischer Flächenfraß neben der Straße. Keine Ahnung wozu.

 

Die "Kuppe" vor Kuppingen wurde entschärft. Aufwendige Gewerke. Dafür ist immer Geld da.

 

Diese Schikane vor Sulz wurde aus gutem Grund gebaut... vor Kuppingen ist nichts dergleichen zu sehen.

 

Und hier am Ortsrand von Kuppingen: keine Mittelinsel zum Queren für Rad und Fuß.

Wenn die Autos in Schußfahrt die neue "entschärfte" Rampe runterdonnern - das wird interessant, wie man die in Kuppingen auf 50 km/h runterbringen will.

 


Hier der vorausgegangene Schriftverkehr zwischen dem VCD und der Verwaltung:

Von Martin Dietze, 20. 02. 2020
An die Herrenberger Verwaltung

Sehr geehrte Damen und und Herren,

Als sportlicher Alltags- und Genussradler bin ich oft mit dem Rennrad unterwegs. Die L1358 (Kuppingen- Sulz am Eck) ist von meinem Wohnort Kuppingen aus die kürzeste Verbindung in das Nagold-Tal, wo der "Schwarzwälder Radler-Himmel" beginnt.       
Im Zuge der Sanierung der L1358  ist meines Wissens kein parallel verlaufender Fahrradweg geplant. Alternative Radwege-Verbindungen existieren nur über unbefestigte und kurvige Wirtschaftswege.

Die L1358 ist für Radfahrer gefühlt sehr gefährlich - dichter LKW-Verkehr, hohe Tempi, enge Straße. Das wird sich nach dem Ausbau noch verschärfen.

Ich bitte Sie um eine Auskunft: Warum ist kein paralleler befestigter Radweg geplant? Gerade wo es doch üblich ist, immer mehr Landstraßen mit Radwegen zu ergänzen.

Bei der Gelegenheit: Die stark befahrene Jettinger Straße als innerörtlicher Teil der L1358 ist mit Tempo 50 eine Zumutung für die Anwohner. Sehr gefährlich ist die Kuppe direkt am Ortseingang, die Autos fahren viel zu schnell bergab in den Ort. Eine Temporeduzierung scheint ebenfalls nicht geplant zu sein?

Mit freundlichen Grüßen
Martin Dietze

 

Von Dieter Bäuerle, Ordnungsamt, 20.02.2020

Sehr geehrter Herr Dietze,

Ihre Anfrage ist zur Beantwortung an mich weitergeleitet worden. Dazu muss ich allerdings etwas ausholen. Denn bereits vor einigen Jahren war die Sanierung bzw. der Ausbau der Landesstraße 1358 zwischen Kuppingen und Sulz a. E. vorgesehen. Damals hatten sowohl der Ortschaftsrat Kuppingen, als auch der Gemeinderat unter anderem einen Parallelweg insbesondere für den Radverkehr gefordert. Dies wurde damals vom Regierungspräsidium abgelehnt. In der Folge verschwand die Sanierungsplanung für die nächsten Jahre vollständig in der Versenkung. Dies wurde damit begründet, dass die notwendigen Verkehrsmengen für die Priorisierung der Straßenbaumaßnahmen aus Landesmitteln erhöht worden seien, wodurch das Vorhaben L 1358 gegenüber anderen Landesstraßen in der Zeitplanung bzw. Prioritätenliste massiv nach unten gerutscht sei. Zudem käme ein Ausbau nicht in Frage, sondern lediglich eine Sanierung im Bestand. Inzwischen ist es, dank mehrerer Unterstützer, gelungen, die Zusage für die Maßnahme für das Jahr 2021 zu bekommen. Dabei wurde aber wieder klar gemacht, dass es sich auch diesmal nur um eine Sanierung der Straße im Bestand handelt. Für alles, was darüber hinausgeht (wie einen Parallel- Radweg), gibt es keinerlei Mittel. Den Grunderwerb für die (in jedem Fall) notwendigen Entwässerungsanlagen im Randbereich der Straße musste die Stadt für das Land durchführen. Für einen Parallelradweg gibt es jedoch keinerlei Planungsgrundlagen und somit natürlich auch weder eine Rechtsgrundlage, noch Geld für den dafür notwendigen Grunderwerb. Und ohne über die notwendigen Flächen zu haben, ist ein Radweg schwer zu realisieren. Ohne Planungsrecht besteht natürlich auch keine Möglichkeit, dass die Stadt selbst hier aktiv wird. Und vom Land wurde auch diesmal wieder deutlich gemacht, dass es entweder die Sanierung der Straße im Bestand gibt (ohne jede zusätzliche Maßnahme oder Erweiterung) oder gar nichts. Die Kuppe und die Gehwegführung am Ortseingang aus Richtung Sulz sollen jedoch entschärft und die Gehwegführung verbessert werden. Hierfür ist das städtische Amt für Tiefbau und Entwässerung federführend. Für eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h an dieser Landesstraße liegen die rechtlichen Voraussetzungen nicht vor. Weder könnte dies auf vorliegende Fakten (konkrete Gefährdungslage, Unfallzahlen, gutachtlich gestützte Lärm- oder Abgaswerte usw.) gestützt werden, noch befindet sich in diesem Bereich eine Schule, Kindertagesstätte oder eine Alten- oder Pflegeeinrichtung. Die rechtlichen Voraussetzungen dafür sind insgesamt nicht gegeben.

Mit freundlichen Grüßen
Dieter Bäuerle

 

Von Martin Dietze, 20. 02. 2020

Sehr geehrter Herr Bäuerle,

Für Ihre prompte und ausführliche Antwort bedanke ich mich herzlich, das ist echte Bürgernähe.

Schade, dass das Land trotz blumiger Ankündigung, den Radverkehr voranzubringen, im Detail andere Prioritäten hat. Es ist halt immer noch das Auto.

Mit gutem Willen könnte man Tempo 30 in der Jettinger Straße sehr wohl begründen. Zumindest mit Lärmschutz für vielen Fußgänger, die nun scharenweise die geplanten verbreiterten Gehwege bevölkern werden. Aber wahrscheinlich denke ich einfach zu schlicht.

Beste Grüße
Martin Dietze

 

Von Markus Speer (Ortsvorsteher von Kuppingen), 23. 02. 2020

Sehr geehrter Herr Dietze,
sehr geehrter Herr Bäuerle,

vielen Dank für den bisherigen Schriftverkehr. Aus Sicht des Ortsvorstehers von Kuppingen, möchte ich zu den Ausführungen von Herrn Bäuerle noch unsere Sichtweise darstellen und folgende Ergänzungen machen:

Das Thema "Ausbau L 1358" beschäftigt uns seit vielen Jahren. In den Jahren 2007 und 2009 gab es Planungen, die von einem Ausbau der Straße, mit einem durchgängigen Radweg ausgingen. Diese Pläne wurden dortmals vom Ortschaftsrat Kuppingen und auch vom Gemeinderat der Städte Herrenberg und Wildberg befürwortet und unterstützt! Leider ist aus diesen Plänen nichts geworden, da das Verkehrsministerium unter Verkehrsminister Hermann, den Ausbau der Straße zurückgestellt hat, mit dem Argument, dass die verkehrliche Belastung der Straße unterdurchschnittlich sei. Eine Vorortbesichtigung und Zahlen aus Verkehrszählungen, die wir gemacht haben, bzw. zu denen wir eingeladen haben, wurden durchweg abgelehnt.
Erst seit die Städte Herrenberg und Wildberg, wie auch der Ortschaftsrat Kuppingen in den letzten Jahren weiteren Druck, auch über die Landtagsabgeordneten aufgebaut, Bürgerinitiativen Unterschriften gesammelt haben, kam Bewegung in die Sache! Auch aufgrund der guten Zusammenarbeit mit dem Landkreis Böblingen konnte nun nach langem und zähem Ringen eine Lösung gefunden werden, die sicherlich nicht optimal ist, die aber den Zustand und die Gefahrenquellen der Straße verbessern bzw. weitgehend beseitigen werden. Aufgrund der engen finanziellen Vorgaben des Verkehrsministeriums, wird es daher keinen Ausbau der Straße geben, sondern nur eine Sanierung! Diesen Sparmaßnahmen ist auch leider der Radweg zum Opfer gefallen!

Der Ortschaftsrat Kuppingen kämpft in diesem Zusammenhang für eine sicherere Kreuzung in der Jettinger- /Sulzer Straße oberhalb der Pension Krone, so dass dort endlich die Gehwege die erforderliche Breite erhalten und für eine Sanierung der Jettinger Straße, damit der LKW-Lärm reduziert und der innerörtliche Bereich sicherer gestaltet werden kann. Die Zusagen, diese Punkte im Zuge der Sanierung der L 1358 zu erledigen, liegen ebenfalls vor.

Da die Stadt Wildberg und auch der Ortschaftsrat Kuppingen eine Radwegverbindung zwischen Kuppingen und Sulz am Eck ebenfalls für erforderlich halten, finden gerade Überlegungen statt, wie ein solcher Radweg aussehen könnte. Auf Kuppinger bzw. Herrenberger Gemarkung verläuft der bereits gut ausgebaute Hesselbrunner Tal Weg. Auch das Köngissträßle ist zwischenzeitlich zum Feldweg zurückgestuft. Daher versuchen wir über diese Wege eine Lösung zu finden. Wildberg ist gerade dabei von Sulz am Eck aus einen entsprechenden Anschluss zu planen.

Sobald die Stadt Wildberg diese Planung erstellt hat, werden wir diese gemeinsam mit der Stadt Herrenberg besprechen und vorantreiben, mit dem Ziel eine Radwegverbindung zwischen Kuppingen und Sulz am Eck realsieren zu können.

Mit freundlichen Grüßen
Markus Speer

 

Von  Martin Dietze, 24. 02. 2020

Sehr geehrter Herr Speer, sehr geehrter Herr Bäuerle,

Total spannend, was Sie mir geantwortet haben. Ich bedanke mich für Ihre Offenheit und gestehe, ein anderes Bild von der Verwaltung bekommen zu haben. Unter uns "Ökos" brodelt es seit langem, das in Herrenberg nichts (?) vorangeht. Da wir Bürger*innen bzw. zumindest ich die Verflechtungen mit und Abhängigkeiten von Kreis und Land nicht so deatilliert kennen, heißt es natürlich "die Verwaltung ist überfordert, bleibt in der Zeit stehen" usw.

Es ist schon traurig, dass die Kommunen mit ihren Wünschen derart zurückgepfiffen werden, wenn eine Kreis- oder Landesstraße durch ihren Ort geht. Siehe auch die Tempo 30- Diskussion in Rohrau.

Es ist noch trauriger, dass Sie Ihre kostbare Zeit mit dermaßen ätzenden Verhandlungen verbringen müssen. Zu Winne Hermann: auch er setzt sich seine Denkmäler, das sind halt Radschnellwege und ein kryptisches "Radnetz" und nicht die Niederungen der Nordschwarzwälder Freizeitradler.

Mit freundlichen Grüßen
Martin Dietze


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