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KLimawandel
Klimawandel

Vor einem Jahr im GÄUBOTE: Heute schon wieder vergessen?

Von Martin Dietze, 26.07.2020. Persönliche Meinung des Verfassers!

Per Zufall bekam ich den GÄUBOTEN vom 26. Juli letzten Jahres in die Hand, als Einwickelpapier. Das motivierte mich, den folgenden Artikel zu schreiben. Außer Verkehrsminister Winfried Hermann und Ministerpräsident Winfried Kretschmann benennt mein Artikel keine konkreten Einzelpersonen beim Namen. Bezüge zu Einzelpersonen entstehen allein im Kopf des Lesers, für den ich nicht verantwortlich bin.
 

GÄUBOTE am Freitag 26. Juli 2019, Seite 1 (Auszüge):

42 Grad: Deutscher Hitzerekord im Emsland gemessen
(dpa Offenbach/Lingen) Erstmals seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen in Deutschland ist die Temperatur auf 42 Grad gestiegen. Nach vorläufigen Messergebnissen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden am Donnerstag im niedersächsischen Lingen 42,0 Grad registriert.

Minister Hermann will umweltfreundlichen Verkehr stärken
Angesichts steigender Emissionen von Treibhausgasen aus dem Verkerhrssektor hat Hermann schärfere Maßnahmen verlangt. In zukunft wäre es sinnvoll, dass man bei "zweispurigen Straßen in Städten eine Fahrbahn dem Autoverkehr wegnimmt und für alternativen umweltfreundlichen Verkehr reserviert". Der Autoverkehr in den Städten müsse um ein Drittel vermindert werden. Man müsse Parkplätze umwidmen und benötige 500 km neue Trassen für Schnellbusse.

Kommentar von Christoph Link: "Minister Hermann bleibt sich treu in seinen Beharren, aus dem Autoland Baden-Württemberg ein "Mobilitätsland" zu machen. Die Zeit arbeitet für ihn."


Heute: Die Zeit arbeitet gegen ihn.

Nach den Corona-Einschränkungen zurück zum Weiter so. Die Verbrenner rollen mehr denn je. Kretschmann streichelt seine Autoindustrie und den Stuttgarter Flughafen. Hermann reagiert mit klein-klein: "Klimaneutraler Flughafen" (weniger Fliegen? Fehlanzeige), E-SUV-Fördergelder, Lastenrad-Heilsbringer-Gedöns, hier und da ein Radschnellweg-Torso, Test-Strecke für LKW-Oberleitung (Weniger Autofahren? Fehlanzeige).

Aus einer Rundmail der DUH vom 30. Juli 2020:

Nach der Normalisierung des innerstädtischen Verkehrs droht nach dem Ende der Covid-19 Bewegungseinschränkungen eine massive Verschlechterung der Luftqualitätswerte. So lagen die NO2-Werte in München an der wieder stark befahrenen Landshuter Allee in der vergangenen Woche bei 76 µg/m³ - fast doppelt so hoch wie im Jahresschnitt erlaubt.

Solche Werte wie aktuell in München sind eine Warnung, die wir bundesweit ernst nehmen müssen, wenn die Menschen aus Angst vor Infektionen auf den Pkw umsteigen. Der Grund: Manche bisherige Nutzer von Bus und Bahnen satteln momentan um aufs Fahrrad, noch mehr aber aufs Auto. Die Konflikte zwischen Fahrradfahrern und Kraftfahrzeugen steigen bereits ebenso an wie entsprechende Unfälle. Gerade große Stadtgeländewagen und die besonders schmutzigen Betrugsdiesel müssen dabei als erste aus unseren Innenstädten verschwinden.

 

Herrenberg

Die spärlich verteilten Verkehrswende- und Klimaschutz-Fördergelder für die Kommunen sind im Prinzip "monetär unterstützte Appelle".  Man muss ja die staatlichen Almosen nicht annehmen. Der administrative Aufwand für die Beantragung ist extrem hoch. Alle Maßnahmen müssen zu Beginn festgesetzt und glaubhaft dargestellt werden und sind finanziell in die Fördersumme einzupassen. Dabei unterliegen sie einem engen Korsett an Vorschriften. Man schaue just for fun in die FAQ-Seite des BMVI.

"Modellkommune Saubere Luft": Vier Millionen Fördersumme reichen gerade, um dem IMEP ein paar Tupfer klimafreundliche Sahne aufzusetzen. Echte Beschränkungen für den Autoverkehr scheitern an einer steinzeitlichen StVO und an der Diktatur durch Kreis, Land und Bund bei der Verkehrslenkung in den Kommunen. Es ist unbegreiflich, wie Bürgerforderungen nach Tempolimits in ihren Wohngebieten abgeschmettert werden - Rohrau, Haslach, und und und. Passend dazu tut sich die Herrenberger Verwaltung schwer, dringende Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung spontan und flexibel durchzusetzen, zum Beispiel Tempo 20 im Alzental-Wohngebiet während der Bautätigkeiten in der Hindenburgstraße. Die StVO (Steinzeit-VerkehrsOrdnung) sagt dazu:

Verkehrsberuhigter Geschäftsbereich
In § 45, Abs. 1d StVO ist geregelt, dass in „städtischen Bereichen mit hohem Fußgängeraufkommen und überwiegender Aufenthaltsfunktion“ Zonen-Geschwindigkeitsregelung von weniger als 30 km/h angeordnet werden können. Anfang bzw. Ende eines Verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs sind durch die Zeichen 274.1 bzw. 274.2 StVO gekennzeichnet, zumeist als Tempo-10- oder -20-Zone.

Die Ausweichstrecken durch das Alzental fallen leider nicht in diese Kategorie. Man müsste den Bebauungsplan ändern, um einen "verkehrsberuhigten Geschäftsbereich" herzustellen...

Überhaupt kein Thema sind Corona-bedingte Temporeduzierungen, um den steigenden Unfallzahlen entgegenzuwirken und Rad und Fuß mehr Raum und Sicherheit zu bieten. Meine diesbezügliche Anfrage an die Verwaltung wurde wie folgt beantwortet:

Sehr geehrter Herr Dietze,
da es in Ihrem Anliegen nicht um die Zustimmung zu Beschränkungen auf punktuellen Abschnitten von klassifizierten Straßen, sondern um eine generelle Regelung geht müssen wir Sie an das BMVI bzw. ev. auch das Verkehrsministerium BW verweisen. Es gibt derzeit keine Rechtsgrundlage, um so etwas auf lokaler Ebene anzuordnen.

Und der Radverkehr? Wartet auf die große (?) Lösung nach IMEP-Abschluss in zehn Jahren. Aber 22 Millionen für eine I3opt.-Innenstadtautobahn stehen unerschütterlich im Plan und demonstrieren die Schieflage der "Verkehrswende".
 

Klimawandel-Leugner und Verharmloser

Klimawandel-Leugner und Anti-Corona-Demonstranten sind pure Egoisten, die mit Änderungen ihrer eingefahrenen Lebensweisen nicht klarkommen und mangels Anpassungsfähigkeit an eine sich wandelnde Welt nach und nach aussterben, wie dazumalen die Dinosaurier. Nicht jedoch die Klimawandel-Verharmloser. Meist gut situierte und erfolgsverwöhnte Menschen, die in einer Parallelwelt leben, wo unbequeme Naturgesetze irrelevant sind. Man hat ja die finanzielle Grundlage erarbeitet bzw. die staatliche Alimentierung erworben, die die Ausstattung der eigenen Immobilie mit potenter Klimaanlage und im äußersten Fall ein Auswandern in nördliche Zonen gestattet. Diese Personen häufen sich gerne in politischen Führungspositionen ab kommunaler Verwaltungsspitze und darüber. Wobei hier mehr die Angst vor Ansehensverlust innerhalb der eigenen Netzwerke die Hauptrolle spielt, gepaart mit bräsigem Ignoranzgehabe, wenn ausgetretene Pfade verlassen werden müssen. Warum wohl tritt der Klimaschutz hier praktisch auf der Stelle?
 

Klimaschwankungen - natürlich oder menschengemacht?

Dass sich die Temperatur der Erde in den letzten 30 Jahren kontinuierlich erhöht, ist durch viele Messungen belegt. Und durch Beobachtungen, z. B. Gletscherschwund, mildere Winter, Korallensterben, früheres Blühen, Zeitverschiebungen von Flügen von Zugvögeln, Auftauen des Permafrost-Bodens  usw.

Die Wirkung von sogenannten Treibhausgasen auf das Klima ist Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen seit Ende des 19. Jahrhunderts. Als Erster hat Arrhenius die Klimawirkung von CO2 wissenschaftlich nachgewiesen. Dass der CO2-Gehalt sich seit der Industrialisierung erhöht, ist Fakt. Interessant ist der Gleichlauf der CO2-Zunahme mit der Menge der verbrannten fossilen Stoffe. Weiterhin steigt der Methan-Ausstoß durch die Viehhaltung.

CO2 und Methan sind nur zwei von vielen Treibhausgasen. Wasserdampf ist mit Abstand das wirkungsvollste. Das wird von vielen Klimaskeptikern ins Feld geführt. Nur: den Wasserdampf kann der Mensch (noch) nicht beeinflussen, die anderen Gase aber sehr wohl.

Konsens praktisch aller Wissenschaftler: Der gegenwärtige rapide Anstieg der Temperatur ist nicht erklärbar außer durch die Zunahme von CO2 und Methan. Der menschengemachte Ausstoß beider Gase ist berechenbar und deckt sich mit der gemessenen Zunahme beider Gase. Ist das Zufall?

Fazit: Es findet ein Klima-Experiment durch den Menschen statt mit ungewissem Ausgang.

Die Klimaskeptiker führen an, dass es früher viel wärmere Perioden gab - Hannibal überquerte die Alpen, die Wikinger fanden ein "Grünland" vor usw. Natürliche kurzfristige Klimaschwankungen gibt es und gab es schon immer. Die Ursachen sind Vulkanausbrüche, Sonnenflecken, explosionsartiges Wachstum von Algen, Meteoreinschläge, Meerestromverschiebungen, El Nino, Sandstürme, periodische Änderungen der Erdbahn und der Erddrehung, unterschiedliche Reflexion des Sonnenlichtes durch temporär übermäßige Schneebedeckung oder Abnahme von Grünland. Folge: Regelkreisinstabilitäten im globalen Wetter. Diese sind weitgehend unerforscht weil teils chaotisch (der berühmte Flügelschlag eines Schmetterlings).

Ein Rechenfehler begünstigt den Zweifel an der Klimawirkung des geringen CO2-Anteils in der Athmosphäre. Die Klimaskeptiker sagen auch: Der CO2-Anteil an der Erdatmosphäre hat sich seit der Industrialisierung um ein Drittel erhöht - von winzigen 0.03 % auf 0,04 %. Und dieser "Fliegenschiss" soll Ursache sein, dass die Erde um 1 Grad wärmer wird? Der Fehler liegt in der für derartige Berechnungen falschen Maßeinheit Celsius mit ihrem willkürlich nach oben verschobenen Nullpunkt, dem Schmelzpunkt von Eis, der auf der korrekten mathematisch-physikalischen Temperaturachse bei +273 Grad Kelvin liegt.
Berichtigte Betrachtung: Die Erde bezieht ihre Wärme von der Sonne, beide befinden sich im Weltall mit null Grad Kelvin (entspricht -273 Grad Celsius). Die durchschnittliche Temperatur auf der Erdoberfläche beträgt circa 281 Grad Kelvin (entspricht +8 Grad Celsius). Eine absolute Temperaturerhöhung um 1 Grad auf 282 Grad Kelvin entspricht somit einer relativen Temperaturerhöhung um etwa 0,3 Prozent.
Fazit: Wenn 30% mehr CO2 in der Atmosphäre die Temperatur um 1 Grad erhöht, entspricht das 0,3% (drei Tausendstel) mehr Wärme. Das ist experimentell nachweisbar und wenig im  System Erde - Sonne - Weltall, aber katastrophal viel im System unserer empfindlichen Biosphäre.

Zur Zeit findet ein Temperatur- und Treibhausgas-Anstieg mit derart hoher Geschwindigkeit statt, die durch natürliche Ursachen nicht erklärbar ist. Der Mensch fügt zu den natürlichen Klimaschwankungen die Wirkungen seines eigenen Treibhausgas-Ausstoßes hinzu.

Ich gehe davon aus, dass nicht alle Leser*innen die Rechnung verstanden haben. Das beweist die Komplexität von naturwissenschaftlichen Zusammenhängen. Unsere Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut, jede*r darf mitreden, auch Klimawandel-Leugner und Corona-Abschaffer. Dabei schiebt der Sender der Botschaft dem Empfänger die Verantwortung zu, den Wahrheitsgehalt der Botschaft zu prüfen, was sehr aufwendig sein kann und fallweise ein hohes Maß an Bildung erfordert, die naturgemäß nur eine Elite besitzt. Das ist das Dilemma der Meinungsfreiheit. Aber das ist eine andere Diskussion.

Fake News sind schnell in die Welt gesetzt. Beispiel: Die Wirkungslosigkeit der Mehrwertsteuersenkung. Die Mehrwertsteuer wurde von 19 % auf 16 % gesenkt. Die Mehrwertsteuer wurde also um 3 % verringert. So zahlen Sie z. B. statt 100 Cent MwSt immer noch 97 Cent.
Versuchen Sie, den Rechenfehler kurz und knapp zu erklären. Die Wahl eines falschen Bezugspunktes ist die häufigste Fehlerquelle bei der Prozentrechnung. Misstrauen Sie Leuten, die mit Prozenten argumentieren!

Brandolini-Gesetz: Das Widerlegen von Schwachsinn erfordert eine Zehnerpotenz mehr Energie als dessen Produktion.

Charles Spurgeon: Eine Lüge geht um die Welt, während die Wahrheit immer noch ihre Stiefel anzieht.

 

Der folgende Artikel im oben erwähnten GÄUBOTE vom 26. Juli 2019 beschreibt, dass der aktuelle Klimawandel nichts mit früheren Klimaschwankungen gemein hat:

Viele frühere Klimaveränderungen geschahen nur regional.
dpa Bern. Wissenschaftler in Bern haben eines der gängigsten Argumente gegen den menschengemachten Klimawandel stark geschwächt.

Klimaschwankungen gab es auch schon früher, heißt es oft mit Verweis auf die Kleine Eiszeit oder die Mittelalterliche Warmzeit in den vergangenen Jahrhunderten. Insofern sei die jüngste Klimaerwärmung eine natürliche Erscheinung und nichts Alarmierendes. Das Team um Raphael Neukom von der Universität Bern verweist im Journal „Nature“ nun aber auf einen erheblichen Unterschied: Außerhalb des derzeitigen rapiden Temperaturanstiegs hätten Klimaschwankungen in den vergangenen zwei Jahrtausenden nie auf der ganzen Welt gleichzeitig stattgefunden.

Als ein Beispiel nennen die Autoren die Kleine Eiszeit vom 15. bis 19. Jahrhundert. Im 15. Jahrhundert hätten die tiefsten Temperaturen im Zentral- und Ostpazifik geherrscht, im 17. Jahrhundert in Nordwesteuropa und dem südöstlichen Nordamerika und im 19. Jahrhundert in anderen Weltregionen. „Im Gegensatz dazu sehen wir, dass die wärmste Periode der vergangenen zwei Jahrtausende im 20. Jahrhundert auf 98 Prozent der Erde stattfand“, schreiben sie.

Der Geografieprofessor Scott George von der Universität Minnesota (USA) resümiert in einem zugehörigen Kommentar: „Die gängige Maxime, dass das Klima sich immer ändert, stimmt mit Sicherheit. Aber selbst, wenn wir in unserer Perspektive bis in die frühen Tage der Römischen Kaiserzeit zurückgehen, können wir kein Ereignis erkennen, dass in Grad oder Ausmaß der Erwärmung der vergangenen Jahrzehnte auch nur annähernd entspricht.“

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