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in den StN
Daimler-Werbung in den Stuttgarter Nachrichten

Stuttgarter Nachrichten: Redakteur Klaus Köster betreibt Greenwashing für Daimler

 

(19.04.2021) Der GÄUBOTE, die Lokalzeitung für Herrenberg und das Gäu, hat die STUTTGARTER NACHRICHTEN (StN) als Mantelblatt. Die STUTTGARTER NACHRICHTEN sind so etwas wie die Hauszeitung des Daimler-Konzerns. Klaus Köster ist Redakteur des Wirtschaftsteils. Im GÄUBOTE vom 15. April 2021 auf Seite 2 beweihräuchert er das neue Luxus-E-Auto Mercedes EQS: (nachlesen: hier)

"Daimler bietet Tesla die Stirn - endlich"

(...) Den Energiemix kann die Autobranche allerdings nicht steuern, sehr wohl aber den Stromverbrauch ihrer Autos. Hier geht Daimler nun deutlich in Vorleistung. Der Konzern wartet nicht auf die Politik, sondern treibt das Ziel der Klimaneutralität mit einem Sprung bei der Energieeffizienz voran."

ÄÄh... wie bitte??? Den Verbrauch (WLTP) des Mercedes EQS gibt Daimler mit 15,7 bis 20,4 kWh auf 100 Kilometer an. Das ist im üblichen Rahmen für einen Koloss von 2,5 Tonnen. Das Gewicht des Tesla Model S beginnt übrigens bei 2,1 Tonnen je nach Ausführung; für den Verbrauch findet man Werte zwischen 14,9 und 20,0 kWh auf 100 km. Wo hier der Sprung sein soll ist schleierhaft.

Es kommt noch dicker. Wir lesen weiter im Wirtschaftsteil zur neuen Daimler-Produktionsstätte für den EQS "Factory 56":

Klimaschutz. Die Produktion erfolgt CO2-neutral. Das Dach ist begrünt. Auf dem Dach ist eine Photovoltaik-Anlage, die rund ein Drittel der benötigten Energie liefern soll. (hap)

Wow! CO2-neutrale KFZ-Produktion! Also das wäre revolutionär. Ein Quantensprung auf dem Weg zur Bekämpfung des Klimawandels. Oder hat (hap) einen Sprung in der Schüssel? Wir lesen nach auf der Website des Daimler-Konzerns (Link):

„Grüne Produktion“ – CO₂-neutrale Energieversorgung
Bis 2022 werden alle deutschen Mercedes-Benz Cars Werke über eine CO₂-neutrale Energieversorgung verfügen. Neue Werke weltweit werden bereits mit dieser Prämisse geplant. Die „Factory 56“ wird bereits bei Inbetriebnahme CO₂-neutral mit Energie versorgt. Auf dem Dach befindet sich eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage), die selbst erzeugten grünen Strom für die Halle einspeist. Dazu kommt eine Vielzahl von Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs. Zirka 40 Prozent der Dachfläche werden extensiv begrünt ...

Der Begriff CO2-neutral ist nicht geschützt, sondern ein Euphemismus (= Beschönigung) für eine nebulöse Palette an CO2-Ausgleichsmaßnahmen wie: Baumpflanzung, Entsiegelung, Moorvernässung, Erwerb von RCDS-Zertifikaten, Ökostrom-Bezug, Beimischung von Biogas, Kauf von Verschmutzungsrechten und und und.

 Lufthansa hat eine phantastische Lösung, CO2-neutral zu fliegen! Unter www.lufthansagroup.com/de/verantwortung/... lesen wir: 

CO2-NEUTRAL FLIEGEN

Die vom Lufthansa Innovation Hub entwickelte Plattform Compensaid ermöglicht es Fluggästen, ihre Reiseaktivitäten im Blick zu behalten und die durch ihre Flugreise unvermeidlich entstehenden CO2-Emissionen zu kompensieren.

Fluggäste können einerseits fossile Flugkraftstoffe eins-zu-eins durch nachhaltige alternative Kraftstoffe (Sustainable Aviation Fuel, SAF) ersetzen. Dafür berechnet die Plattform die Preisdifferenz zwischen SAF und fossilem Kerosin. Kunden zahlen lediglich den Aufpreis für den innovativen Kraftstoff. Das Sustainable Aviation Fuel kommt dann ab Frankfurt und San Francisco zum Einsatz. SAF ist eine der vielversprechendsten Optionen, um die Zukunft des Fliegens klimaneutral zu gestalten."

Alternativ können Reisende ein Waldaufforstungsprojekt in Nicaragua der Schweizer Klimaschutzorganisation myclimate unterstützen und damit langfristig positive Klimaeffekte erzielen. myclimate ist bereits seit 2007 Partner der Lufthansa Group für wirksamen Klimaschutz.

Der Flug erfolgt natürlich ganz normal mit fossilem Kerosin. Das Bio-Kerosin existiert nur als im Voraus bezahlter Kaufpreis für eine irgendwann und irgendwo stattfindende Produktion von Kerosin aus Grünstrom und Biomasse. Und wieder wird unterschlagen, dass weder Biomasse noch Grünstrom unbegrenzt verfügbar sind.

Interessant: Ganz oben heißt es CO2-NEUTRAL FLIEGEN, direkt darunter aber: ... die durch ihre Flugreise unvermeidlich entstehenden CO2-Emissionen zu kompensieren." Der Begriff Kompensieren macht keine Aussage, wieviel des emittierten CO2 ausgeglichen wird. Typischer Aufreißer in der Überschrift.  

Was Daimler und Lufthansa hier betreiben, ist eine ganz fiese Rhetorik. Das Wort CO2-neutral suggeriert sofort null CO2-Ausstoß oder eine Vernichtung derselben CO2-Menge an anderer Stelle. Letzteres sind bloße Versprechen und ist praktisch nicht überprüfbar.

Der Begriff "CO2-neutral" ist nicht geschützt. Er ist ein bloßer Oberbegriff für ein Sammelsurium an Maßnahmen zur CO2-Kompensation. Der Begriff macht keine Aussage über die Qualität der Maßnahmen:

  • Sie können erst in der Zukunft eingesetzt werden.
  • Sie wirken nicht auf Dauer (gepflanzte Bäume sterben, Waldbrände, Borkenkäfer...).
  • Die  Technik dazu ist (noch) nicht verfügbar (z. B. CCS, Carbon Storage und Capture).
  • Die Technik ist noch im Versuchsstadium (Grün-Wasserstoff-Herstellung, Transport und Speicherung).
  • Die Maßnahme ist viel zu teuer und existiert nur auf dem Papier.
  • Die Maßnahme enthält nicht eingerechnete CO2-emittierende Komponenten (Transport, Anlagenbau, Energiezufuhr für Herstellung).
  • CO2-Einsparung hier bewirkt CO2-Ausstoß woanders (Stromsee! "Grünstrom" kann nur eingespeist werden, nicht jedoch entnommen! Jede entnommene kWh besteht aus dem aktuellen Strommix. Jede Erhöhung des Stromverbrauches, auch wenn grün etikettiert, erfolgt durch Ausgleich mit Fossilstrom, solange nicht grüne Kraftwerke dazugebaut sind!)
  • Der Rebound-Effekt macht die CO2-Einsparung zunichte.

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