Stuttgart - Der Versuch, sich als Standort einer neu ausgerichteten Internationalen Automobilausstellung IAA als Stadt der modernen Mobilität zu profilieren, ist gescheitert. Stuttgart blieb schon bei der Vorauswahl auf der Strecke. Nun drückt die Rathausspitze bei einem anderen Projekt aufs Gaspedal: Sie strebt an, ein Formel-E-Rennen nach Stuttgart zu holen, der der Formel 1 vergleichbaren Rennserie für Boliden mit Elektroantrieb. Der Ort soll bei Bad Cannstadt zwischen dem Wasen und dem Mercedes-Benz-Museum sein.
Der angeblich CO2-freie Elektroantrieb als Freibrief für innerstädtischen Rennsport? Reicht es nicht, dass die Autoindustrie den Sport-Begriff total verhunzt hat, indem sie das Auto als Massensportartikel für jeder"Mann" anpreist? Raus aus den Laufschuhen, rein in die muskulös durchgestylte Karosse, rauf auf die Autobahn. Rasen als pseudosportliches Flow-Erlebnis. Schwitzen war gestern, Motorkraft statt Muskelkraft ist heute. Und nun auch noch Vorglühen in der Autostadt Stuttgart auf der Tribüne beim Formel E-Event.
Gehirnwäsche durch Design?
Die von hinten nach vorne abwärts verlaufende Seitenlinie der meisten PKWs ist der typischen Keilform der Formel-1-Rennboliden nachempfunden. Recaro-Sportsitze, verchromter Doppelauspuff und hochsensibles Alu-Gaspedal werden mit blumigem Designer-Neusprech garniert wie "Die ausdrucksstarke Front sorgt für einen energischen Auftritt". Der Abtritt erfolgt nach heftigem Auswurf von Lärm und Abgasen bzw. Kohlestrom-Mix als Schrott neben der Fahrbahn, wenn der "Sportler" am Steuer die Kontrolle verliert.
Offene Werbung in der Schule
Klimaschutz, Feinstaub und Unfallvermeidung? Kein Problem, die Technik wirds richten. Dazu werden unsere Kids mit "Formel 1 in der Schule" fit gemacht. Das ist kein Scherz. Das ist ein "multidisziplinärer Wettbewerb", bei dem Schüler*innen Miniatur-Formel 1-Rennwagen entwickeln und bauen und anschließend ins Rennen schicken. Der Antrieb erfolgt mit Gaspatronen. Zum neulichen Rennen in Abu Dhabi wurden die Modelle samt Schüler*innen-Team eingeflogen, wie es das Vorbild Nico Rosberg samt Silberpfeil praktiziert. Man lese die aufschlussreiche Sponsorenliste auf www.f1inschools.de.