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Einladung für Raser

(08.06.2022) Die sanierte L1358 von Kuppingen nach Sulz am Eck ist freigegeben. Die Straße beschäftigt uns schon lange: sie ist für Radfahrende aus dem Herrenberger Norden die schnellste und bequemste Verbindung nach Sulz am Eck und weiter in das Nagoldtal. Der Bau eines parallel verlaufenden Radweges wurde u. A. aus finanziellen Gründen vom Land abgelehnt. Stattdessen soll eine kurvige und hügelige Radverbindung abseits geschaffen werden (wir berichteten). Neueste Auskunft: Einen offiziellen Plan gibt es nicht, wegen der Trassenführung durch Grünflächen und Wald wird noch mit Naturbehörden und Umweltgruppen verhandelt.

Die "Kuppe" am Kuppinger Ortsausgang wurde entschärft, der vormals wellige Belag ist spiegelglatt, und die Straße ist übersichtlicher. In Kuppingen gilt Tempo 50, hinter dem Ortsschild gilt Tempo 70 wegen der Kuppe, und 300 Meter später ist das Tempolimit aufgehoben und es gilt Tempo 100 (in der Theorie...).

Die Fahrbahn ist mit einer Breite von 6,50 Meter recht schmal. Damit LKW aneinander vorbeikommen, wurden entlang der Straße befestigte Ausweichstreifen angebracht. Zusätzlich wurden stellenweise Leitplanken montiert, obwohl die Kurven harmlos sind und gut eingesehen werden.

Die Leitplanke links dient vermutlich als Schutz bei der Feldarbeit. Personen könnten an der abschüssigen Böschung auf die Straße geraten. Entlang der Leitplanke hinten rechts wurde die Trasse erhöht, dort könnten die KFZ an der abschüssigen Böschung in den Graben geraten.

Tempo 100 (oder mehr), schmale Fahrbahn und Leitplanken: Für Radfahrende ist die Straße schlicht gefährlich. Der Herr im Bild gehört zur Splittergruppe der "mutigen Radler".

Insider-Info einer Person, die an der Planung beteiligt war:
Die Anrainer entlang der Straße haben keinen Meter ihrer Grundstücke hergegeben. "So etwas Krasses habe ich noch bei keiner meiner Planungen erlebt". Deshalb mussten stellenweise unterirdische Drainage-Rohre verlegt werden, anstelle von Entwässerungsgräben, was die Straße verteuerte. Ein paralleler Radweg verbot sich von Anbeginn.

Aussage eines Landwirtes: "Seit der Sanierung ist das Linksabbiegen mit dem Trecker sehr gefährlich. Ich wurde trotz gesetztem Blinker schon überholt. Meinen Sohn sage ich: wenn du merkst, dass du überholt wirst, fahre lieber geradeaus und wende später."

 

 Hinter dem Kuppinger Ortsschild, direkt über die "Kuppe", quert ein Fuß- und Radweg, als beliebte Verbindung von Kuppingen-Nordwest zum Kuppinger Sportplatz. Auch vermutlich deshalb wurde die Kuppe mit Tempo 70 ausgeschildert.

Auskunft vom Ordnungsamt aufgrund unserer Bedenken, dass die Querung gefährlich ist: "Wir haben die Stelle am 13. 5. angesehen, es gilt dort Tempo 70, die L 1358 ist in beide Richtungen ausreichend einsehbar, so dass hier – wie an anderen Stellen an Kreis- und Landesstraßen auch – die L 1358 gut gequert werden kann." (Hinweis: damals war die Straße noch nicht freigegeben!)

 

Wir haben die Geschwindigkeiten der KFZ an der Querung auf der Kuppe gemessen. Das ist einfach: mit einer Stoppuhr misst man die Zeit, die ein KFZ zum Durchfahren einer Strecke benötigt. Mit ein wenig Physik lässt sich daraus die Geschwindigkeit berechnen. Wir verwendeten zwei Begrenzungspfosten als Marker. Der Abstand der Pfosten wurde mit Hilfe eines 10 Meter langen Seils und eines Meterstabs gemessen: 47 Meter.

 

Zu den Tabellen: Gemessen wurde am 8. Juni zwischen 11 und 12 Uhr. Die Tempi sind aufsteigend geordnet, Werte über 75 km/h sind rot hinterlegt. Aus Sulz Richtung Kuppingen halten sich die Überschreitungen im Rahmen (Ausreißer: 96 km/h!). Aus Kuppingen Richtung Sulz fuhr über die Hälfte zu schnell. Tempo 70 wurde massiv überschritten.

Der Grund könnte sein: Die Autofahrer*innen sehen am Ortsende eine übersichtliche, glatte und verbreiterte Straße, links und rechts durch eine Böschung begrenzt, keine Bebauung - man ist gefühlt aus dem Ort raus. Druck aufs Gas, das gelbe Ortsende-Schild interessiert nicht. Das Tempo-70-Verkehrszeichen "überrascht" vielleicht, aber egal...

 

 

Zu guter Letzt noch ein Denkanstoß...

 


Mathematisch-physikalischer Hintergrund. Formel zur Berechnung der Geschwindigkeit v (in Kilometer pro Stunde) aus dem gefahrenen Weg s (in Meter)  und der Zeit t (in Sekunden):

v = 3,6 x (s / t)

Der Faktor 3,6 ergibt sich aus der Einheiten-Umrechnung von [m/s], Meter pro Sekunde,  in [km/h], Kilometer pro Stunde:

Die optische Erkennung per Auge, wann ein KFZ einen Marker passiert, ist recht genau. Die Länge eines KFZ kann jedoch zu Wahrnehmungsfehlern führen. Wir schätzen, dass unsere Messungen der Geschwindigkeit "worst case" mit 10 Prozent Fehler behaftet sind (KFZ-Länge 4 Meter, Wegstrecke 47 Meter).


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